Meinung

Verlorene Glaubwürdigkeit - Warum niemand mehr Angst vor neuen COVID-Varianten hat

Westliche Regierungen haben mit ihren Versuchen, die Kontrolle über das Narrativ zu übernehmen, das Vertrauen der Öffentlichkeit ruiniert. Die Pandemie hatte eine politisch erschöpfende Wirkung, die auch mit einem holprigen Übergang zurück ins "echte" Leben einherging.
Verlorene Glaubwürdigkeit - Warum niemand mehr Angst vor neuen COVID-Varianten hatQuelle: AFP © Yasuyoshi CHIBA

Von Timur Fomenko

In der vergangenen Woche wurde in den Medien vor der neuesten Variante von COVID-19 gewarnt, der neuesten Variante in einer langen Liste von Varianten. Aber es scheint, als zeigen sich die Menschen dem gegenüber zunehmend gleichgültig.

In den Augen eines Großteils der Öffentlichkeit ist die Pandemie längst vorbei und gehört definitiv der Vergangenheit an. Das Letzte, was die meisten Menschen wollen, ist eine weitere Reise in den Kaninchenbau der Beschränkungen, Lockdowns, Masken und Impfungen. Dies liegt daran, dass in den vergangenen Jahren die Glaubwürdigkeit von Regierungen und das Vertrauen der Öffentlichkeit in sie, das Richtige zu tun, ernsthaft untergraben wurde. Und westliche Regierungen haben nicht mehr den politischen Willen oder das Interesse, unpopuläre Entscheidungen zu treffen, auch wenn einige trotzdem Alarm schlagen.

Die Pandemie war in westlichen Ländern in vielerlei Hinsicht ein Wendepunkt in den Beziehungen zwischen Regierungen und der Öffentlichkeit, gerade weil es der erste Ausbruch einer Pandemie dieser Größenordnung im Zeitalter der Massenkultur der sozialen Medien war, in der die Menschen stärker vernetzt sind als je zuvor. Sie besitzen dadurch die uneingeschränkte Möglichkeit, die eigene Meinung zu äußern, die Meinungen anderer zu hören und gemeinsam mit ihnen Widerspruch gegen Regierungen und ihre Politik einzulegen. Das Zeitalter der sozialen Medien hat die staatlichen Strukturen bereits vor große Herausforderungen gestellt, da westliche Regierungen darum kämpfen, eine "narrative Kontrolle" über ihre Bevölkerungen wiederherzustellen, die sie inzwischen verloren haben.

Die Freiheit der sozialen Medien hat bei den Ergebnissen, die die Eliten schockierten, eine entscheidende Rolle gespielt – wenn nicht gar verursacht –, sei es die Wahl von Donald Trump in den USA oder der Brexit in Großbritannien. In der Folge haben die herrschenden Klassen im Westen die Zensur und narrative Überwachung auf Social-Media-Plattformen verstärkt, indem sie Standpunkte, die ihnen nicht gefallen, als "Fehlinformationen" oder sogar als böswillige Propaganda ausländischer Akteure wie China oder Russland anprangern. In der COVID-19-Pandemie wurden wir somit Zeugen einer der umfassendsten Zensurkampagnen, die westliche Regierungen jemals durchgeführt haben – zumindest vor dem Ukraine-Konflikt –, insbesondere wenn es um diejenigen ging, die die Notwendigkeit von Impfstoffen in Frage stellten oder in Frage stellen wollten. Die Regierungen haben versucht, die narrative Kontrolle wieder aggressiv durchzusetzen und abweichende Meinungen gegen ihre Ansichten, die von den etablierten Medien verbreitet wurden, zu unterdrücken.

Es wäre töricht zu leugnen, dass Impfstoffe bei der Bekämpfung der COVID-19-Pandemie wichtig und sogar von entscheidender Bedeutung für die Rettung von Leben waren, insbesondere bei älteren und schutzbedürftigen Menschen. Aber die Art und Weise, wie diese Angelegenheit von den Regierungen gehandhabt wurde, hat zu einem umfassenden Misstrauen gegenüber den Autoritäten geführt. Das liegt nicht daran, dass Impfstoffe per se "schlecht" sind, sondern daran, dass die Menschen verstanden haben, das große Pharmakonzerne gigantische Gewinne einstrichen, sie verstanden, wie aggressiv ihre Regierungen auf die Einführung dieser Impfstoffe drängten. Sie wurden skeptisch, ob das Ganze wirklich dem "öffentlichen Interesse" diente. Mit anderen Worten: Die Methode von Propaganda und Zensur, hat das Ziel – die Einführung von Impfstoffen zur Rettung von Leben – zunichte gemacht.

Unter "Big Pharma" versteht man natürlich eine überschaubare Gruppe multinationaler Arzneimittelhersteller, die über genügend politischen Einfluss und Verbindungen verfügen, um die öffentliche Meinung in Richtung der Unterstützung für ihre Produkte zu lenken, und daher ein Monopol über darüber verfügen, in einer Gesundheitskrise vermeintlichen Lösungen anzubieten. Diese Unternehmen profitierten in großem Umfang von der Pandemie und beeinflussten in gewissem Maße die Regierungspolitik zu diesem Thema. Genauer gesagt wurde das Narrativ darauf ausgerichtet, zu argumentieren, dass die Impfstoffe von Pfizer und Moderna die einzigen seien, die man verwenden sollte, während chinesische und russische Konkurrenten häufig gezielt in ein negatives Licht gerückt wurden.

Daher nahm die öffentliche Kritik an den Maßnahmen in Bezug auf die Pandemie im Laufe der Zeit zu. Und mittlerweile wird allgemein angenommen, dass diese Unternehmen, bewaffnet mit der Reichweite der öffentlich-rechtlichen Medien, "Panikmache" betreiben, um ihre kommerziellen Ziele zu erreichen. In Kombination mit dem Einfluss der sozialen Medien hat dies zu großem Misstrauen geführt, trotz aller Beweise dafür, wie schädlich und tödlich die frühen Formen von COVID, insbesondere für Kranke und ältere Menschen waren und wie viele Todesfälle im Zusammenhang mit COVID aufgetreten sind, über die bis heute noch berichtet werden. Daher schadet der anhaltende Alarmismus wegen neuer Varianten und der Ausbreitung der Krankheit mehr, als dass er nützt, denn er verstärkt den Eindruck, dass die Medien versuchen, die Bevölkerung mit etwas zu erschrecken, das keine wirkliche Bedrohung darstellt.

Die Pandemie hatte eine politisch erschöpfende Wirkung, die auch mit einem holprigen Übergang zurück ins "echte" Leben einherging. Die Öffentlichkeit ist nicht daran interessiert, im Namen einer Krankheit, die bereits als "verschwunden" gilt, erneut Opfer zu bringen, insbesondere wenn man davon ausgeht, dass dahinter eine Agenda steckt – nicht nur jene von Big Pharma, sondern auch jene einer Machtzentralisierung, Zensur und Kontrolle über das Narrativ durch Regierungen. Die Pandemie und der Ukraine-Konflikt zusammen markierten einen Teil eines Wandels, bei dem westliche Staaten versuchten, die im Zeitalter der sozialen Medien verlorene Macht zurückzugewinnen, dabei jedoch nur den gegenteiligen Effekt erzielten.

Aus dem in Englischen

Timur Fomenko ist ein politischer Analyst.

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