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"Das ist ein verbrecherischer Befehl" – Ukrainische Soldaten beschweren sich über Militärführung

Die ukrainische Offensive verläuft ungeachtet aller eigenen Verluste. Auch die eigene, noch verbliebene Zivilbevölkerung wird nicht verschont. Das geht aus einem verzweifelten Videoaufruf hervor, den Kämpfer der 25. Luftlande-Sturmbrigade jetzt über soziale Medien verbreitet haben.
"Das ist ein verbrecherischer Befehl" – Ukrainische Soldaten beschweren sich über Militärführung© Screenshot Video https://t.me/voenkorKotenok/41228

Ukrainische Sturmtruppen im nördlichen Abschnitt der Donbass-Front befinden sich offenbar in einem desolaten Zustand. Die Probleme gehen so weit, dass die Soldaten der 25. Luftlande-Sturmbrigade der ukrainischen Streitkräfte in ihrer Einheit nicht mehr kämpfen wollen. Das teilten sie in einem Videoaufruf an die Öffentlichkeit mit.

In dem Video, das 13 Minuten dauert, schilderte ein Soldat des Dritten Regiments ausführlich zahlreiche Missstände in seiner Kompanie, deren Kommandeure die Kämpfer bei ihren Einsätzen bereits mehrfach im Stich gelassen haben – nämlich tagelang ohne Wasser, Nahrung, medizinische Versorgung, Militärgerät, Kommunikationsmittel und Munition. An einer Stelle in seiner Rede nannte er deren Befehle sogar "verbrecherisch", als es um den Befehl ging, ein von den russischen Truppen zurückgelassenes Dorf zu "säubern".

"Bevor wir in den Einsatz gingen, sagte der Kommandeur: Dort gibt es nur Okkupanten, es gibt keine Zivilisten dort, schießt auf alle Häuser, Fenster, Autos, werft Granaten in die Keller."

Der Soldat berichtete, dass es nicht möglich war, jedes Gebäude und Keller im Dorf zu inspizieren. Die Sturmtruppe musste in einem der Häuser übernachten. Am frühen Morgen sahen sie eine junge Frau, die mit einem drei Monate alten Baby aus einem  danebenliegenden Keller herauskam. Als die Soldaten ihren Vorgesetzten darüber in Kenntnis gesetzt hatten, sagte der nur: "Das passiert eben auch, es ist Krieg."

"Ich denke also, dass es sich um einen verbrecherischen Befehl handelte", kommentiert der Soldat die Aufforderung zur "Säuberung".

Ob er und seine Kameraden tatsächlich alle diese Befehle ausgeführt haben und Granaten in die Keller warfen, bleibt unklar. Ein weiteres Problem, das der Sprecher der Soldaten immer wieder erwähnte, war auch das Verhältnis der Kommandeure zu den eigenen Verwundeten. Sie sollten erschossen werden, wenn deren Evakuierung nicht so leicht möglich war. Er zählte einige Kameraden auf, die wegen unterlassender medizinischer Hilfe verstarben.

Mit Ortskenntnis konnte man die Route dieser Einheit nachvollziehen. Im September war sie im Gebiet um die strategisch wichtige Stadt Isjum unterwegs, Ende des Monats marschierten sie in Richtung Krasny Liman – einen Ort im Norden der Donezker Volksrepublik, der vor etwa einer Woche von den russischen Einheiten zurückgelassen wurde.

Dabei war die ukrainische Einheit mehrfach unter starken Artilleriebeschuss der Russen geraten und konnte wegen fehlender Ausrüstung weder selbst das Feuer erwidern noch eine Unterstützung aus der Luft oder von der eigenen Artillerie bekommen. Einmal waren die Soldaten halb eingekesselt und mussten nachts neun Kilometer ohne Nachtsichtgeräte zurücklegen.

Das Video wurde am 4. Oktober aufgenommen – mit der Bitte, es in Medien und mit "sozial aktiven Menschen" zu teilen. "Mit solcher Führung wollen wir nicht in den Kampf ziehen", sagten die Soldaten. Sie betonten aber, dass sie sich nicht grundsätzlich weigern würden zu kämpfen, und riefen am Ende die offizielle ukrainische Parole "Ruhm der Ukraine, den Helden Ruhm".

Ukrainische Medien haben allerdings über diesen Vorfall nicht berichtet. Nach Angaben des russischen Militärportals Topwar bezeichneten die ukrainischen Offiziellen das Video als angeblich inszeniert.

Schilderungen der ukrainischen Soldaten decken sich jedoch mit vielen anderen Meldungen über das brutale Vorgehen der ukrainischen Streitkräfte gegen mutmaßlich nicht loyale Mitbürger. So wurden vor wenigen Tagen ukrainische Bürger in der Stadt Saporoschje beschossen, die in russisch kontrollierte Gebiete ausreisen wollten. Bis zu 30 Menschen starben. Ende September wurden zwei Kinder in ein Lugansker Krankenhaus eingeliefert, deren Eltern beim Beschuss eines Flüchtlingskonvois im Gebiet Charkow starben. Nach Angaben der Lugansker Volksrepublik seien bei diesem Versuch, nach Russland zu fliehen, mindestens 30 Menschen getötet worden – RT berichtete.

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