Nordamerika

Gefälschte Facebook- und Instagram-Konten: US-Militär laut Meta an Propagandakampagne beteiligt

Der Social-Media-Gigant Meta Platforms, Inc. hat eigenen Angaben zufolge ein Netzwerk von gefälschten Konten des US-Militärs aufgedeckt, die in Ländern des Nahen Ostens – aber auch in Russland – für verdeckte Einflussoperationen verwendet worden waren.
Gefälschte Facebook- und Instagram-Konten: US-Militär laut Meta an Propagandakampagne beteiligtQuelle: www.globallookpress.com © Onur Dogman

Der Facebook-Mutterkonzern Meta Platforms, Inc. hat eigenen Angaben zufolge hunderte Fake-Accounts gelöscht, die vom US-Militär für verdeckte Einflussoperationen im Nahen Osten, Russland und auch anderen Ländern verwendet worden waren. Laut einem am Dienstag von Meta Platforms veröffentlichten Adversarial Threat Report sollen die gesperrten Accounts demnach Teil einer verdeckten US-Kampagne mit der Bezeichnung "Trans-Regional Web Initiative" gewesen sein. Über dieses Informationsnetz seien dann Inhalte verbreitet worden, die darauf abzielten, Narrative zu fördern, die im Interesse der USA und ihrer Verbündeten wirken.

Die zur Einflussnahme verwendeten Konten wurden nach Angaben des Konzerns jedoch nicht nur auf Metas eigenen Plattformen, sondern auch auf Netzwerken wie Twitter, Youtube sowie Telegram entdeckt. "Dieses Netzwerk hatte seinen Ursprung in den Vereinigten Staaten und konzentrierte sich auf eine Reihe von Ländern, darunter Afghanistan, Algerien, Iran, Irak, Kasachstan, Kirgisistan, Russland, Somalia, Syrien, Tadschikistan, Usbekistan und Jemen", heißt es in dem Bericht.

Eine formelle Untersuchung dieser Accounts habe ergeben, so Meta Platforms, dass sich die an der Propagandakampagne des US-Militärs beteiligten Personen zumeist als Einheimische aus diesen Ländern ausgaben. Um den Account so real wie möglich zu gestalten, soll das US-Militär sogar sogenannte GAN-Tools (Generative Adversarial Network) verwendet haben, also Programme zu Erstellung künstlicher, aber real wirkender Bilder, um so einer möglichen Entdeckung durch eine rückwärts gerichtete Bildsuche entgehen zu können. Bemerkenswert ist auch, dass die Cyber-Soldaten demnach ihre eigenen Logos und ihren eigenen visuellen Stil verwendeten und die Fake-Accounts zudem mit weiteren passenden Fake-Konten auf Youtube, Twitter oder anderen Netzwerken verlinkt waren.

Nach Angaben des Social-Media-Riesen konnten der Beeinflussungs-Kampagne hauptsächlich Beiträge zugeordnet werden, die auf Arabisch, Farsi und auch Russisch verfasst waren und dabei Nachrichten, Sport, Kultur aber auch sonstige aktuelle Ereignisse zum Gegenstand hatten. "Sie posteten Videos, Artikel, Fotos und Memes über das Land, auf das sie sich konzentrierten." Während manche dieser Beiträge "die diplomatischen und humanitären Bemühungen der USA in der jeweiligen Region" hervorhoben, thematisierten andere beispielsweise den angeblich "bösartigen Einfluss Russlands", den "chinesischen Imperialismus" oder auch die schlechte Behandlung "muslimischer Minderheiten". Laut Meta Platforms seien über diese gefälschten Profile aber auch "Beiträge zur COVID-19-Pandemie" geteilt worden, "von denen wir einige wegen Verstoßes gegen unsere Fehlinformationsrichtlinie entfernt haben".

Um die gezielt gestreuten Falschinformationen zu bewerben, gaben die Betreiber der gefälschten Accounts dem Meta-Bericht zufolge je Anzeige im Durchschnitt rund 2.500 Dollar aus, die sowohl in US-Dollar als auch in britischen Pfund bezahlt wurden. "Obwohl die Hintermänner dieser Aktionen versuchten, ihre Identität zu verschleiern, haben unsere Untersuchungen Verbindungen zu Personen gefunden, die mit dem US-Militär in Verbindung stehen", stellt Meta Platforms fest. Entfernt wurden letztlich diese dem US-Militär zugeschriebenen insgesamt 39 Facebook- und 26 Instagram-Konten sowie weitere Seiten und Gruppen, die mit dieser Beeinflussungsoperation verknüpft waren, weil sie gegen die Richtlinien des Social-Media-Giganten verstießen, die "Plattformmanipulation und Spam" sowie "koordiniertes, nicht authentisches Verhalten" verbieten.

Gegenüber US-Medien erklärte Pentagon-Sprecher César Santiago am Dienstag, dass sich das US-Verteidigungsministerium "des von Meta [Platforms] veröffentlichten Berichts bewusst" sei. Jedoch lehne es das Ministerium "aber ab, die Ergebnisse des Berichts zu diesem Zeitpunkt" zu kommentieren, so Santiago. "Wir werden alle Informationen, die Meta zur Verfügung stellt, prüfen und bewerten." Meta Platforms selbst hat die Ergebnisse der formellen Untersuchungen derweil Forschern der Stanford-Universität zur Verfügung gestellt, die diese gemeinsam mit dem Unternehmen Graphika für Social-Media-Analysen nun weiter auswerteten wollen. 

Bereits im August hatten diese Forscher einen Bericht veröffentlicht, wonach Konten auf Facebook, Instagram, Twitter und anderen Social-Media-Plattformen "betrügerische Taktiken zur Förderung prowestlicher Narrative im Nahen Osten und Zentralasien" verwendeten. Diese Beiträge auf den vom US-Militär betriebenen gefälschten Konten betrafen im Allgemeinen "Sport und Kultur in einem bestimmten Land, die Zusammenarbeit mit den Vereinigten Staaten, einschließlich der militärischen Zusammenarbeit, und Kritik an Iran, China oder Russland". Die Forscher kamen damals zu dem Schluss, dass dies "der umfangreichste Fall von prowestlicher Einflussnahme in sozialen Medien ist, der bisher von Open-Source-Forschern untersucht und analysiert" worden ist.

Allgemein wurde bisher angenommen, dass solche Beeinflussungskampagnen vor allem von autoritären Regimen durchgeführt werden. Sowohl der aktuelle Facebook-Bericht als auch der im August von Forschern der Stanford-Universität veröffentlichte beleuchten jedoch jeweils das "viel breitere Spektrum an Akteuren" in diesem Bereich. Nachdem das Pentagon aufgrund der vorangegangenen Berichterstattung zahlreiche Beschwerden über die Versuche des US-Militärs erhalten hatte, die Bevölkerung in Übersee zu beeinflussen, ordnete das US-Verteidigungsministerium im September eine Überprüfung seines Programms zum Führen des "Informationskrieges" an.

Weil das offensichtliche Verbreiten von Falschinformationen die Glaubwürdigkeit der USA untergraben könnte, habe Colin Kahl, Staatssekretär im US-Verteidigungsministerium, die an psychologischen Operationen beteiligten Kommandos angewiesen, umfassende Berichte über ihre Aktivitäten vorzulegen. Im Auftrag der US-Regierung solle Kahl demnach in Erfahrung bringen, welche Arten von Online-Beeinflussungsoperationen durchgeführt wurden, welche Instrumente verwendet wurden, wer ins Visier genommen wurde und wie effektiv diese Social-Media-Kampagnen waren.

Einige Kampagnen wurden damals dem US-Zentralkommando zugeschrieben und betrafen insbesondere antirussische und irankritische Propaganda. "Diese Kampagnen verbreiteten durchweg Narrative, die die Interessen der Vereinigten Staaten und ihrer Verbündeten förderten, während sie sich gegen Länder wie Russland, China und Iran richteten: In den Berichten wurde Russland insbesondere für den Tod unschuldiger Zivilisten und andere Gräueltaten kritisiert, die seine Soldaten in Verfolgung der 'imperialen Ambitionen' des Kremls nach der Invasion in der Ukraine im Februar dieses Jahres begangen haben", hieß es beispielsweise in dem damaligen Abschlussbericht der Stanford-Forscher. 

Die PsyOp-Kampagne des US-Militärs "zeigt aber auch die Grenzen des Einsatzes von nicht authentischen Taktiken, um Engagement zu erzeugen und Einfluss im Internet zu gewinnen", so die Forscher. Die meisten Beiträge wurden nur in sehr geringem Umfang geteilt: Ein Tweet erhielt durchschnittlich 0,49 Likes und bewirkte 0,02 ReTweets, und die beiden beliebtesten Accounts erklärten gar öffentlich, in Verbindung zum US-Militär zu stehen. Zwar veröffentlicht Meta Platforms regelmäßig Berichte, in denen der Konzern detailliert darlegt, wie er gegen etwaige Fehlinformationskampagnen vorgeht. Jedoch ist dies der erste bekannte Fall, in welchem die Vereinigten Staaten von dem Unternehmen als Quelle einer solchen Desinformation benannt werden.

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